Das Fahrassistenzsystem Active Drive Assist 3 ist eine Weiterentwicklung des Active Drive Assist (S2A) der zweiten Generation.

Der Active Drive Assist 3 hat eine Stop-and-Go-Funktion, bremst und beschleunigt selbst und unterstützt den Fahrer darin, einen sicheren Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug zu halten. Er übernimmt die Längs- und Querregelung des Fahrzeugs und hält dieses selbständig in der Spur (Lane Keeping). Bei unbeabsichtigtem Verlassen der Spur lenkt der Active Drive Assist 3 das Fahrzeug aktiv in die Spur zurück (= Lane Departure Protection). Durch die Radarsensorik auf der Fahrer-/Beifahrerseite kann das System bei einem Spurwechsel eine mögliche Kollision detektieren, davor warnen und mit einer aktiven Rückführung in die Spur reagieren.

Dazu verbindet das System die Funktionen einzelner Systeme auf einzigartige Weise und ermöglicht so bereits heute teilautomatisiertes Fahren. Das kann dem Fahrer besonders hohen Fahrkomfort und eine erhöhte Sicherheit bieten.

Dabei nutzt das System die weiterentwickelte Radar- und Kameratechnologie des Active Brake Assist 6 und den Abstandshalte-Assistenten. Der Spurhalte-Assistent hat die Funktion, den Fahrer beim Überfahren der Spur durch ein akustisches Signal zu warnen. Die elektrisch unterstützte Servotwin Lenkung übernimmt die Spurhaltung oder sorgt beim Abkommen von der Spur für die aktive Rückführung des Lkws in diese. Die Funktion der aktiven Spurrückführung (Lane Departure Protection) bedingt, dass die Spurerkennung ausreichend gut ist, der Active Drive Assist 3 aktiv ist und der Spurhalte-Assistent eingeschaltet ist.

Ferner verfügt der Active Drive Assist 3 über die Emergency Stop Funktion. Diese Funktion kann das Fahrzeug durch eine moderate, automatisierte Bremsung zum Stillstand bringen, wenn der Fahrer nicht mehr reagiert.

Funktionsweise

Der Active Drive Assist 3 arbeitet im gesamten Geschwindigkeitsbereich. Er besteht aus verschiedenen Funktionen:

Hierzu wird

· die Radar- und Kameratechnologie des Active Brake Assist, in Kombination mit

· dem Abstandshalte-Assistenten,

· dem Spurhalte-Assistenten und

· dem Active Sideguard Assist 2

· der elektrisch unterstützten Lenkung – „Lenkung, Servotwin“ genutzt.

Ein Sitzbelegungssensor, die Hand-on Detection sowie die Überwachung der Fahrertür stellen sicher, dass das System nur aktiviert wird, wenn der Fahrer auf dem Fahrerplatz sitzt. Wird vom System erkannt, dass der Fahrer nicht mehr da ist, wird das System automatisch abgeschaltet.

Abstandsregelung

Durch die Funktion des Abstandshalte-Assistenten (S1I) unterstützt der Active Drive Assist 3 den Fahrer neben der Spurführung und Spurhaltung auch bei der automatischen Abstandsregelung mit
Stop-and-go-Funktion.

Das System bremst, wenn nötig und beschleunigt wieder, wenn möglich auf die gesetzte Wunschgeschwindigkeit. Der Abstand zu vorausfahrenden Fahrzeugen ist in mehreren Stufen über das Fahrassistenzmenü einstellbar. Die Abstandsregelung kann durch die Informationen der Radarsensorik und der Kamera auf einscherende und vorausfahrende Fahrzeuge frühzeitig reagieren.

Der Active Drive Assist 3 regelt automatisch das Anfahren und Anhalten im Stau. Beträgt die Haltezeit im Stop-and-go-Verkehr weniger als 2 Sekunden, rollt das Fahrzeug ohne Betätigung des Fahrpedals wieder an. Bei längerem Stillstand startet das Fahrzeug durch kurzes Antippen des Fahrpedals oder der Resumetaste. Der Fahrer behält dabei jederzeit die Kontrolle über das Fahrzeug.

In Situationen, die höhere Verzögerungswerte erfordern, wird der Fahrer optisch und akustisch gewarnt sowie situationsabhängig durch das Notbremssystem Active Brake Assist 6 unterstützt.

Dieses läuft parallel und unabhängig vom Active Drive Assist 3. So soll das Risiko von Auffahrunfällen gesenkt und der Fahrer entlastet werden.

Querführung

Mit dem Active Drive Assist 3 besitzt das Fahrzeug eine elektrisch unterstützte Lenkung, die den Fahrer bei der Querführung des Fahrzeugs aktiv in folgenden Situationen unterstützt:

Das System erzeugt ein Lenkmoment, welches

· auf gerader Straße,

· bei leichten Kurven,

· Straßenanregungen, z.B. Querfugen, Unebenheiten, etc. oder

· auftretendem Seitenwind

dazu beiträgt, das Fahrzeug in der Mitte der Spur zu halten.

Die Position auf der Fahrbahn kann individuell in drei Stufen (eher links, mittig, eher rechts) vom Fahrer angepasst werden. Droht das Fahrzeug bei deaktiviertem Active Drive Assist 3 die Spur unbeabsichtigt zu verlassen, greift die elektrisch unterstützte Lenkung in Verbindung mit dem Spurhalte-Assistenten innerhalb der Systemgrenzen ein, sofern dieser aktiviert ist.

Der Spurhalte-Assistent warnt bei Überfahren der Fahrbahnmarkierung den Fahrer optisch und akustisch und lenkt durch die Lane Departure Protection das Fahrzeug zurück in die Spur. Dafür orientiert sich das System mithilfe einer Kamera an gut sichtbaren Fahrbahnmarkierungen.
Die Lane Departure Protection ist auch bei deaktiviertem Active Drive Assist 3 ab einer Geschwindigkeit von > 60 km/h aktiv, solange der Spurhalte-Assistent aktiviert ist und Fahrbahnmarkierungen von der Kamera erkannt werden.

Die Kombination aus Active Sideguard Assist 2 und Active Drive Assist 3 bietet nun erstmalig eine Emergency Steering Funktion beim Spurwechsel auf Fahrzeuge in der Nebenspur (entgegenkommender Verkehr wird nicht berücksichtigt):

Befindet sich beim Setzen des Blinkers zum Spurwechsel ein Fahrzeug in der entsprechenden Nachbarspur, warnt der Active Sideguard Assist 2 über eine dreieckige Warnanzeige in der A-Säule bzw. MirrorCam (Dreiecksymbol) zunächst optisch und akustisch. Wird dennoch in der Folge die Spurmarkierung überfahren und besteht Kollisionsgefahr, wird über die Lenkung ein Gegenmoment zur Spurrückführung als haptische Warnung eingesteuert (ab einer Eigengeschwindigkeit von > 60 km/h auch bei deaktiviertem Active Drive Assist). Dieses Gegenmoment bleibt stets durch den Fahrer übersteuerbar, es kann auch über das Active Sideguard Assist Systemmenü temporär deaktiviert werden.

Hands-Off Warnkaskade

Wird eine Hands-off-Situation erkannt, erfolgt gemäß einer Kaskade zunächst eine optisch/akustische Warnung und bei Ausbleiben einer Fahrerreaktion schließlich nach 60 Sekunden eine Deaktivierung des Active Drive Assist 3.

Hands-off Warnkaskade Active Drive Assist 3

· 0 – 15 Sek: Keine Warnung

· 16 – 30 Sek: Optische Warnung im Kombiinstrument

· 31 – 55 Sek: Optische/Akustische Warnung alle 5 Sekunden

· 56 – 60 Sek: Optische/Akustische Warnung einmal pro Sekunde

· 61 Sek: Active Drie Assist deaktiviert / Einleitung der Emergency Stop Funktion

Legt der Fahrer innerhalb der 60 Sekunden, bevor die Hands-Off Warnkaskade beendet wird, die Hände zurück an das Lenkrad, wird die Hands-Off Warnung abgebrochen.

Wenn während einer Fahrt die Hands-Off Warnkaskade dreimal durchlaufen und der Active Drive Assist 3 deaktiviert wird, so ist es nicht mehr möglich das System während dieser Fahrt erneut zu aktivieren. Um das System erneut nutzen zu können, muss das Fahrzeug gestoppt, die Zündung aus und dann wieder eingeschaltet werden.

Hat der Fahrer die Hände vom Lenkrad genommen, fängt nach 15 Sekunden die Warnkaskade an. Wenn die Hands-Off Warnkaskade abgebrochen wird, wird die Notbremsung nicht gestartet. Sobald die Emergency Stop Funktion gestartet ist, kann diese nicht mehr durch Hände am Lenkrad abgebrochen werden, sondern nur noch durch Gasgeben oder Kickdown durch den Fahrer.

Emergency Stop

Die Emergency Stop Funktion wird dann aktiviert, wenn die Hands-Off Warnkaskade begonnen hat und 60 Sekunden verstrichen sind, ohne dass der Fahrer die Hände zurück ans Lenkrad gelegt hat. Die Emergency Stop Funktion setzt dann mit einer Geschwindigkeitsreduzierung ein. Diese wird mit einer Verzögerung eingeleitet, indem für 1 Sekunde das Gas weggenommen wird. Daran schließt sich dann die Geschwindigkeitsreduzierung an.

Die Emergency Stop Funktion übernimmt nun die laterale Kontrolle des Fahrzeugs, um dieses in der Spur zu halten. Die Scheinwerfer werden eingeschaltet und das Fahrzeug wird moderat bis zum Stillstand abgebremst. Während dieses Vorgangs wird die unfallvermeidende Funktion des Active Brake Assist 6 aufrechterhalten. Kurz vor dem Stillstand schaltet das Getriebe auf „N“, um ein Wiederanfahren des Fahrzeugs zu verhindern.
Sobald das Fahrzeug zum Stillstand gekommen ist, wird die ePark Brake aktiviert und die Warnblinkanlage blinkt weiter, bis sie manuell ausgeschaltet wird. Die Scheinwerfer gehen wieder zurück auf den zuletzt vom Fahrer eingestellten Zustand und die Türen werden automatisch entriegelt, um Rettungskräften oder Ersthelfern den Zugang zu ermöglichen.

Das Fahrzeug wird sich bei der Ausführung des Emergency Stop immer in die mittlere Position der Spur bringen, auch wenn der Fahrer zuvor eine andere Spurausrichtung gesetzt hat.
Dabei wird 5 Sekunden vor Beendigung der Hands-Off Warnkaskade die Warnblinkanlage aktiviert, um den rückwärtigen Verkehr zu warnen.

Nachdem die Hands-Off Warnung durchlaufen wurde und sobald die Emergency Stop Funktion mit einer startenden Geschwindigkeitsreduzierung begonnen hat, wird der Fahrer kontinuierlich durch optische Warnungen im Display über die Notbremsung und die Übersteuerungsmöglichkeit informiert. Es ertönt eine akustische Warnung mittels eines durchgehenden Pieptons (analog der Hands-Off Warnung nach 60 Sekunden), der bis zur Deaktivierung des Systems bestehen bleibt.

Der Fahrer kann während des gesamten Abbremsvorgangs die Systemreaktion übersteuern und wieder die volle Kontrolle des Fahrzeugs übernehmen. Nach Beginn der Emergency Stop Funktion und wenn die Geschwindigkeit des Fahrzeugs noch > 3km/h ist, kann der Fahrer den Vorgang immer noch abbrechen, indem er stark auf das Gaspedal drückt oder einen Kickdown durchführt.

Hat das Fahrzeug den Stillstand erreicht, muss der Fahrer entweder die Zündung aus- und wieder anmachen oder den Gangwahlschalter von „D“ auf „N“ und wieder zurück auf „D“ oder „R“ setzen.

Das System hat keine Sensoren, z.B. Kameras, die auf den Fahrer gerichtet sind und kann daher nicht den Gesundheitszustand des Fahrers feststellen. Die Emergency Stop Funktion basiert alleine auf dem Fahrverhalten und wird durch die Hands-Off Warnkaskade ausgelöst.

Level-2-System

Das System ist als sogenanntes Level-2-System des autonomen Fahrens konzipiert und ermöglicht teilautomatisiertes Fahren. Das heißt, der Fahrer hat das Fahrzeug stets zu überwachen und die Hände am Lenkrad zu behalten.

Hinweis Funktionseinschränkung

Insbesondere bei Schnee, Regen, Nebel, starker Gischt, Blendung, direkter Sonneneinstrahlung, wechselnden Lichtverhältnisse (bspw. Tunnel) sowie schlechten Straßenverhältnissen kann die Reichweite und Erkennung von Fahrzeugen und Personen sowie insbesondere die Detektion von Fahrbahnmarkierungen beeinträchtigt werden. Dies kann zu Einbußen in der Systemperformance und -verfügbarkeit führen.

Rechtlicher Hinweis:

Notbremssysteme und andere Sicherheits-Assistenz-Systeme unterstützen den Fahrer bei kritischen Fahrsituationen und können unter optimalen Bedingungen Unfälle innerhalb der Systemgrenzen mildern oder vermeiden.

Der Fahrer wird durch diese Sicherheits-Assistenz-Systeme unterstützt. Er hat jedoch unabhängig davon die Pflicht, sein Fahrverhalten und insbesondere seine Geschwindigkeit an die Verkehrs- und Wetterbedingungen anzupassen und stets aufmerksam zu sein, denn jedes System weist Systemgrenzen auf. Dies gilt insbesondere bei Umgebungssituationen, die für die Objekteerkennung ungünstig sind (durch Zäune o.ä. verdeckte Hindernisse oder sehr schwach reflektierende Objekte mit geringem Rückstrahlquerschnitt).

Folglich hat der Fahrer als Lenker des Fahrzeugs zu jeder Zeit die Verantwortung für das ganze Fahrgeschehen und darf sich nicht ausschließlich auf die Sicherheits-Assistenz-Systeme verlassen.

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